Ein Ball - zur interkulturellen Begegnung und Integration - präventiv wirksam im Hinblick auf Jugendkriminalität und den Umgang mit Gewalt

Einmalig - Bundesweit:

buntkicktgut ist ein Projekt der interkulturellen Verständigung und in seiner bestehenden Form und Dimension ein europaweit einzigartiges Beispiel des organisierten Straßenfußballs.
Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, jungen Menschen verschiedener kultureller und nationaler Herkunft eine sinnvolle und gesunde Freizeitbeschäftigung zu geben und Möglichkeiten von sozialem und kulturellem Lernen zu eröffnen.

Fertig – los:

Die Idee zu buntkicktgut, der interkulturellen Münchner Straßenfußball-Liga entstand 1997 aus der Betreuungsarbeit von Kindern und Jugendlichen in Münchner Gemeinschaftsunterkünften für Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylbewerber.
„Fußball war das einzige was sie kannten“, sagt Mitinitiator und Projektleiter Rüdiger Heid, und: „Gerade da, wo Sprachlosigkeit herrscht, ist der Fußball ein Medium, mit dem Verständigung möglich ist.“ Durch Gestik, Mimik, Körpersprache.

So läufts:

Längst hat die von der Initiativgruppe e. V. / IG Feuerwache und dem Sozialreferat der Landeshauptstadt München gemeinsam getragene Liga ihren festen Platz im Sportgeschehen der Stadt München gefunden und findet Nachfrage in anderen Städten und Regionen Deutschlands und Europas.
Das Spieljahr ist eingeteilt in eine Sommersaison und eine Wintersaison. An bis zu fünf Nachmittagen in der Woche und vielen Wochenenden finden auf verschiedenen Bezirks- und Schulsportanlagen pro Jahr über 2000 Ligaspiele statt (2012), mit ca. 110 Kleinfeld-Teams (Sommerliga 2012) und über 2000 aktiven Teilnehmern jährlich in fünf Altersgruppen ab 8 Jahren. Die Teams, ob männlich oder weiblich, kommen aus Flüchtlingsunterkünften, Tagesstätten, Schulsozialarbeit, Freizeitheimen, Sportvereinen oder von der Straße.

Der entscheidende konzeptionelle Unterschied zu vergleichbaren Veranstaltungen liegt in der Kontinuität der Liga, die im Gegensatz zu sporadischen Turnieren regelmäßige Kontakte zwischen Teams und eine kontinuierliche Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ermöglicht.

Finanziert wird buntkicktgut hauptsächlich durch öffentliche und private Zuschüsse sowie Geld- und Sachspenden, aber auch durch die Startgelder der teilnehmenden Teams.

Das bringt´s:

Durch den Fußball kommen die Kinder und Jugendlichen in Kontakt mit anderen Münchner Kindern deutscher und ausländischer Herkunft. buntkicktgut greift eine der aufregendsten Freizeitbeschäftigungen für Kinder und Jugendliche auf und macht sie zu einem organisierten und permanenten Angebot. Dadurch kann das Projekt wirksam sein im Hinblick auf Jugendkriminalität und den Umgang mit Gewalt: Sport dient als Katalysator in geregelten Abläufen zum Abbau von Aggressionen und Frustration und ist zudem ein Teamsport, der interaktives und kooperatives soziales Verhalten erfordert.

Bei buntkicktgut erfahren die Kinder und Jugendlichen Anerkennung ihrer Person, unabhängig von ihrer Lebenslage und ihrer kulturellen Herkunft. In die Spiel- und Wettbewerbskultur werden dabei konsequent zentrale Wertkategorien eingebaut: Fairness, Toleranz, Partizipation, Gewaltfreiheit. Diese Werte werden insbesondere durch die Grundhaltung der Betreuer vermittelt, durch Anerkennung bei wertentsprechendem Handeln und Verhalten sowie durch Sanktionen bei einem Verstoß gegen die Spielregeln. Denn in keinem Feld werden Regeln besser akzeptiert als auf dem Fußballfeld.

Weltweit:

Ein weiteres Ziel von buntkicktgut besteht darin, die Idee einer Straßenfußball-Liga für Kinder und Jugendliche aller Nationen weiter zu transportieren und in anderen Großstädten und sogar Ländern zu etablieren. Während der Fußball-WM 2006 in Deutschland richtete buntkicktgut zeitgleich ein interkulturelles “Weltfestival des Straßenfußballs” aus. Hier trafen sich 56 Teams aus 12 Ländern und sieben deutschen Städten zu 11 eindrucksvollen Turniertagen. Seitdem wurden mit jährlich stattfindenden internationalen weitere weltweite Vernetzungen aufgebaut, die sich am Modell buntkicktgut orientieren.

Seit 2009 veranstaltet buntkicktgut mit der Unterstützung der UniCredit Foundation jährlich eine neues Großformat: die buntkicktgut-open / UniCredit-Cup. Die Turniere führen erneut zahlreiche nationale und internationale Teams aus dem Netzwerk zusammen.

Ausgezeichnet:

Im Dezember 2000 wird buntkicktgut mit dem von der Lichterkette e.V. und dem Ausländerbeirat der Stadt München initiierten Förderpreis “Münchener Lichtblicke” ausgezeichnet – durch den Oberbürgermeister Christian Ude persönlich.

Zwei Jahre später, im August 2002, macht sich eine Gruppe junger Straßenfußballer gemeinsam mit ihrem Projektleiter Rüdiger Heid auf den Weg nach Berlin, um dort im Schloss Bellevue von Bundespräsident Johannes Rau den ersten Preis des Integrationswettbewerbs 2002 “Auf Worte folgen Taten” in Empfang zu nehmen.

Der Deutsche Fußball Bund verleiht buntkicktgut 2007 den 2. Preis in der Kategorie “Sonderpreis” des DFB Integrationspreises. Damit einher geht die Überreichung eines Schecks über 10.000 Euro. Das Pionierprojekt buntkicktgut gewinnt als einzige Straßenfußballinitiative den Integrationspreis und macht so erneut deutlich, dass es als leuchtendes Beispiel für ähnliche Projekte vorangeht.

Im Dezember 2014 erhält buntkicktgut einen Förderpreis für Demokratie und Toleranz im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ 2014 von der Bundeszentrale für politische Bildung in Berlin.

2015 wird buntkicktgut mit dem PHINEO „Wirkt-Siegel“ ausgezeichnet. Das Wirkt-Siegel ist ein Spendensiegel für besonders wirkungsvoll arbeitende Organisationen.

2016 gehören die interkulturellen Straßenfußball-Ligen zu den Preisträgern des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“. Unter dem Motto „NachbarschafftInnovation – Gemeinschaft als Erfolgsmodell“ liefert das Projekt eine überzeugende Antwort auf die Frage, wie gemeinschaftliches Handeln innovative Lösungen für Herausforderungen von morgen bieten kann. Mit dem Wettbewerb würdigen die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank zukunftsweisende Ideen, die die Potenziale von Nachbarschaft im Sinne von Gemeinschaft, Kooperation und Vernetzung nutzen und so einen gesellschaftlichen Mehrwert zur Lösung von gegenwärtigen oder künftigen Herausforderungen schaffen.

Der Schlüssel liegt unter der Matte

Nicht nur der finanziell niederschwellige Zugang zur Straßenfußball-Liga Münchens ist ein Anreiz für die Kinder und Jugendlichen, zu buntkicktgut zu kommen. Durch die hervorragende Erreichbarkeit an der Schwanthalerhöhe sind die Büros im Jugendzentrum “IG-Feuerwache” für aktive, frühere und zukünftige Spieler der Liga zu einem zentralen Anlaufpunkt geworden.

Egal welche Anliegen die Jugendlichen mitbringen, die Türen der buntkicktgut-Büros sind jederzeit für sie offen. Die Mitarbeiter erfüllen über ihre organisatorischen Aufgaben hinaus damit auch sozialpädagogische Dienste.
Dieses Prinzip der offenen Tür lässt Hemmschwellen sinken und schafft einen direkteren Kontakt zu den Kids.

Zusätzlich lernen die Jugendlichen so den Alltag und die Organisationsstrukturen eines sozialen Projekts wie buntkicktgut von allen Seiten kennen.

Die Idee

Fünf Thesen zum Erfolg und zur gewaltpräventiven Wirkung von buntkicktgut!

Die präventive Wirkung von buntkicktgut ist unter Pädagogen, Sozialarbeitern, Jugendpolizei, Justiz mittlerweile unbestritten. Da allerdings noch immer keine fundierte Untersuchung existiert und die Messbarkeit einer präventiven Wirkung von einzelnen Elementen und Instrumenten im Allgemeinen und bei buntkicktgut im Speziellen auf operationale Schwierigkeiten stößt, lassen sich die vermuteten Mechanismen der Prävention am Besten als Thesen formulieren und darstellen. Jede These impliziert gleichsam eine potentielle Ursache von Gewalt und stellt die implementierte Maßnahme bzw. ein zentrales konzeptionelles Element innerhalb des Projektes vor.

1. Wettbewerb und Wettbewerbsmodus

Der sportliche Wettkampf der Mannschaften ist zentrales Element der Straßenfußballliga. Kinder lernen ihre Aggressionen und gruppenbezogenen Kämpfe auf dem Platz konstruktiv und durch körperliche Leistung zu kompensieren. Durch das absolut akzeptierte Regelwerk wird gleichzeitig soziales Verhalten, Fairness und Gruppenfähigkeit geschult.

2. Identität, Identifizierung, Integration

Die Phase der Identitätsfindung ist in der heutigen Gesellschaft erschwert. Eine Vielzahl von Lebensformen, Medieneinflüssen und Wertvorstellungen provozieren Entscheidungs- und Orientierungsprobleme. Die Identifikation mit einer Gruppe, wo das Individuum wieder „Teil eines Ganzen“ ist, schafft Identität und Sicherheit in dieser Zerrissenheit, stabilisiert das aus den erwähnten Gründen nicht sehr ausgeprägte Selbstwertgefühl. Kriminelle und gewaltprovozierende Energien werden durch das Fußballspielen abgeschwächt.

3. Kommunikation im interkulturellen Kontext

Die Durchführung eines kontinuierlichen Ligabetriebs mit bis zu fünf Spieltagen pro Woche verlangt ein ständiges Kommunizieren zwischen allen Beteiligten. Die Kommunikation zu und zwischen den Teams stellt gleichzeitig eine der wichtigsten gewaltreduzierenden Komponenten dar, erzeugt und pflegt eine persönliche Nähe zur Liga. Gerade Kinder und Jugendliche, die aus bildungs- und kommunikationsarmen Familienverhältnissen stammen, erfahren bei buntkicktgut neue Möglichkeiten sich auszutauschen ohne sich ihrer verbalen Kommunikationsschwäche schämen zu müssen.

4. Peer-Group und „Alpha-Team“

Kinder und vor allem Jugendliche sind primär peergroup-bezogen, d.h. sie leben und bewegen sich in ihrer Altersgruppe. Dort finden die Jugendlichen das, was sie in anderen formellen Gruppenbeziehungen vermissen, nämlich gleiche Interessen, Verständnis und Wertschätzung. Aus diesem Verständnis heraus besitzt ein Fußballteam Gleichaltriger einen hohen Attraktivitätswert, der zugleich ein besonders wertvolles soziales Lernfeld darstellt. Gerade Kinder und Jugendliche, die sich gegen jede Art von Normen und Regeln stellen, können durch einen Mannschaftssport lernen, sich mit den anderen Gruppenmitgliedern auseinanderzusetzen.

Mit der Pflege eines „Alpha-Teams“, eines erfolgreichen Gewinnerteams, das Herausforderung und Vorbild gleichzeitig sein soll („Harras Bulls“, „Fredl Fighters“), wird zudem eine wichtige Orientierungsmarke für den Gruppenbildungsprozess anderer Teams gesetzt.

5. Strukturierte Partizipation

Allen Partizipationsinstrumenten ist gleich, dass sie auf eine Stärkung des Selbstvertrauens der Jugendlichen mittels Übergabe von Verantwortung und einem ressourcenorientierten Arbeiten, d.h. Fördern der Stärken des Kindes und nicht primär eines Ausmerzen der Fehler, abzielen. Ferner lernen die Kinder durch die drei präventiven Instrumente fachliche und soziale Schlüsselqualifikationen, die sie außerhalb des Projektes ebenfalls anwenden lernen. Somit werden sie sicherer im Umgang mit sich selber, lernen ihre Stärken kennen, forcieren diese und Aggressionen und somit Gewalt, die sich aus individuellen Unsicherheiten und Insuffizienzgefühlen ergeben, werden abgeschwächt.

Mit der buntkicktgut-Familie im Rücken stark werden und lernen, Probleme selbstständig anzugehen

In Folge des “open door”-Prinzips werden die Organisatoren von buntkicktgut für die Kinder und Jugendlichen schnell zu Ansprechpersonen in verschiedensten Bereichen.

Das Team, größtenteils mit pädagogischer Ausbildung bietet deshalb zwanglos Beratung und Unterstützung für die Ausbildungssuche sowie das Erstellen von Bewerbungen an.

Bei Kindern und Jugendlichen, die noch zur Schule gehen, werden soweit möglich die Schulnoten kontrolliert. Eine Bedingung für die Teilnahme am aktiven Spielbetrieb bei buntkicktgut ist das Erreichen des Klassenziels. Auch um Schiedsrichter zu werden, müssen die Jugendlichen ihr Zeugnis abgeben. Sollte eine Verschlechterung der Noten feststellbar sein, wird der jeweilige Schüler vom Spielbetrieb vorläufig und meist kurzfristig ausgeschlossen, bis eine Verbesserung eintritt.

Bei erkennbarem Bedarf oder auf Anfrage wird auch eine Nachhilfe vermittelt oder für Deutsch, Mathematik oder Englisch in den Räumlichkeiten der buntkicktgut-Büros durchgeführt.

Partizipation

Selbstorganisation als Schlüssel zum Erfolg

Die präventive Wirkung von buntkicktgut ist unter Pädagogen, Sozialarbeitern, Jugendpolizei und Justiz mittlerweile unbestritten. Wichtig ist dabei vor allem die aktive Einbindung und Verantwortungsübergabe an Jugendliche.

Strukturierte Partizipation

Allen Partizipationsinstrumenten ist gleich, dass sie auf eine Stärkung des Selbstvertrauens der Jugendlichen mittels Übergabe von Verantwortung und einem ressourcenorientierten Arbeiten, d.h. Fördern der Stärken des Kindes und nicht primär eines Ausmerzen der Fehler, abzielen. Ferner lernen die Kinder durch die drei präventiven Instrumente fachliche und soziale Schlüsselqualifikationen, die sie außerhalb des Projektes ebenfalls anzuwenden lernen. Somit werden sie sicherer im Umgang mit sich selber, lernen ihre Stärken kennen, forcieren diese und Aggressionen und somit Gewalt, die sich aus individuellen Unsicherheiten und Insuffizienzgefühlen ergeben, werden abgeschwächt.

buntkicker: Das Straßenfußball-Magazin aus München

Die Internet-Redaktion wird als kreatives und bildungsbezogenes Angebot an die Teilnehmenden der Liga verstanden. Talentierten und interessierten Projektteilnehmenden wird ein erster Eindruck von redaktionellem Arbeiten vermittelt. Ziel dieses Angebotes ist primär, Basis-Kompetenzen hinsichtlich des Arbeitens mit PC und Internet sowie multimediale Techniken und damit elementare Schlüsselqualifikationen für den Berufs- und Ausbildungsmarkt zu vermitteln. Die Atmosphäre soll locker, teambetont und von Spaß geprägt sein.
Wichtig ist, dass an den Stärken der Einzelnen angesetzt wird und nicht an den Schwächen – eben nicht so, wie sie es häufig vom Schulunterricht gewohnt sind. Die Teilnehmenden sollen lernen, ihre Ideen zu artikulieren, eigene Themen und solche aus dem Ligageschehen zu finden und zu bearbeiten und in den Sitzungen mit anderen Redakteuren abzustimmen.
Auf praktische Weise steigern die Redakteure somit nicht nur ihr Wissen und ihre technischen Fähigkeiten, sondern verbessern ebenso ihre sozialen Kompetenzen und das Arbeiten im Team.
Aufgeteilt in drei Bereiche gliedern sich die Tätigkeiten der Jugendlichen: Der Text-Reporter recherchiert vor Ort bei Spieltagen und verfasst anschließend den Spielbericht oder Teamporträts, der Bild-Reporter macht Fotos von den Spieltagen/Teams und der Online-Redakteur stellt die Arbeit der beiden anderen ins Internet. Als zusätzliches Angebot sollen Experten in professionellen Redaktionen beim Rundfunk oder Zeitungen besucht werden.

Jugendliche pfeifen ihre Liga selber

Nicht Erwachsene, sondern junge Schiedsrichter achten auf die Einhaltung der Regeln. Die Schiedsrichter haben streitschlichtende Mediationsfunktion. Jugendliche lernen mit Verantwortung umzugehen, sich neutral über Freundschaften, ethnische der stadtteilbezogene Zugehörigkeit hinwegzusetzen und das Spiel fair zu leiten. Der Kurs beinhaltet zwei Schulungseinheiten und endet mit einer schriftlichen Abschlussprüfung.
Wenn diese bestanden wird, dürfen die teilnehmenden Kinder gemäß ihrem Alter und ihrer Erfahrung Fußballspiele der Liga leiten und erhalten nach einer variierenden Probephase eine Urkunde und einen Schiedsrichterpass.

Zu jeder Ligaratsitzung erhalten die Schiedsrichter ein Zertifikat über die zuletzt geleiteten Spiele, zum Saisonfinale werden die besten Schiedsrichter ausgezeichnet. Ein Schiedsrichter ist automatisch Funktionsträger und verpflichtet, sich aktiv an den Ligaratssitzungen zu beteiligen.
Da die Mehrzahl der Schiedsrichter aus dem selben Milieu wie die Spieler und Spielerinnen, kommt ihrer Rolle eine große Bedeutung beim Konfliktmanagement zu. Bereits auf dem Fußballfeld erfahren die Jugendlichen, was es bedeutet unter einem gewissen Druck Verantwortung für sich, neutral und konsequent zu handeln, eine Entscheidung binnen Sekunden abzuwägen und zu fällen.

Es hat sich gezeigt, dass viele Jugendliche zunächst mit der Rolle des Schiedsrichters überfordert sind. Sie sind meist auch Spieler. Sie erfahren zunächst, dass sie nicht nur in eine vermeintliche Machtposition gelangen, sondern einem sehr hohen Druck ausgesetzt sind. Langfristig sollen sie jedoch lernen, eine Machtposition inne zu haben, ohne sie falsch zu interpretieren bzw. auszunutzen. Sie werden gestärkt, zu ihrer Meinung zu stehen, auch „nein“ sagen zu können und sich gegenüber anderen verbal zu behaupten.

Die Kommunikation bei Konflikten, die Vertrautheit der Schiedsrichter, die Kontinuität des Ligageschehens und der hohe Selbstorganisationsgrad sind wesentliche Elemente des gesamten Projektklimas und der Identifikation der Projektteilnehmenden mit buntkicktgut.

Verantwortung übernehmen und Entscheidungen diskutieren

Der Ligarat ist eine ständige Institution bei buntkicktgut. Er besteht aus offiziellen buntkicktgut Schiedsrichtern, die eine Ausbildung als Referee erfolgreich abgelegt haben. Sie behandeln in regelmäßigen Sitzungen (ein- bis zweimal im Monat) die auftretenden Probleme in der Liga und gewährleisten damit einen reibungslosen Ablauf des Ligabetriebs.

Der Ligarat wurde gegründet, um die Identifikation und Partizipation zu erhöhen und somit ein besseres Bewusstsein für die Probleme der Liga zu schaffen. Das unabhängige Kontrollgremium schaltet sich ein, wenn es z.B. bei Spieltagen zu einer Roten Karte, zu verbalen oder körperlichen Entgleisungen kommt, Spieler ihre Aufgaben (Tore tragen, Aufräumen etc.) nicht erfüllen oder ein Teamwechsel während der laufenden Saison beantragt wurde. Durch die Flexibilität seiner Mitglieder kann der Ligarat auch ad-hoc Sitzungen mit 5 Vertretern an Spiel- oder Turniertagen einberufen.
Mitreden und Diskutieren dürfen beim Ligarat alle teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Stimmberechtigt jedoch sind nur alle von buntkicktgut ausgebildeten Schiedsrichter.

Grenzen überwinden - in der Stadt und im Kopf

“In der ausgedehnten Qualifikationsphase der Sommer-Liga 2011 bleibt buntkicktgut wieder bei den Wurzeln der weltweit beliebtesten sportlichen Betätigung: die Interkulturelle Münchner Straßenfußball-Liga kommt auf Eure Plätze.

Alle angemeldeten Teams werden während der „Qualifikation zur Champions League“ (April bis Mitte Juni 2011) zum Gastgeber im eigenen Stadtviertel: jedes Team richtet mindestens einen Spieltag auf seinem „Heimplatz“ aus, sei es der Sportplatz der Schule, der Bolzplatz um die Ecke, die Wiese im Park oder der Hinterhof des Wohnblocks. Das gastgebende Team bietet nach Möglichkeit kleine Snacks oder Getränke für die Gäste an, das Organisationsteam von buntkicktgut bereitet den Spieltag vor.”

So lesen die Teilnehmer das Prinzip “Zeigt uns Euer Stadion” in ihrer Anmeldung. Was nach einem einfachen Spielmodus klingt, stellt für viele Jugendliche nicht nur eine Herausforderung dar, sondern bedeutet auch einen großen Gewinn.

Die Grenzen des Viertels verlassen

Für viele Jugendliche ist ihr Viertel vor allem eins: Identifikation. Hier kennen sie sich aus, hier wohnen ihre Freunde, eventuell hat ihre Gang hier das Sagen. In ihrem Viertel fühlen sie sich sicher. Dies führt zu starken Gruppenbildungen und einem Denkschema nach Stadtteilen, beziehungsweise Wohnblocks, die als die eigenen gelten und dementsprechend gegen andere “Eindringlinge” verteidigt werden müssen. Dieses Denkschema aufzubrechen und selbst als Gastgeber im eigenen Stadtteil aufzutreten, der Teams und damit Jugendliche aus ganz München begrüßt, ist die Idee hinter dem Prinzip “Zeigt uns Euer Stadion”. Im Setting eines buntkicktgut-Spieltages fällt dieser Schritt vielen Jugendlichen leichter und kann der Beginn stadtteilübergreifender Kontakte und Freundschaften sein.

Im Laufe der Saison kommen die Teilnehmer so viel in München herum und lernen dabei, sich im öffentlichen Verkehrsnetz zurecht zu finden. Darüber sammeln sie Erfahrungen damit, Termine und Anreisen zu planen und sich alle dafür nötigen Information zu besorgen. Dies alles geschieht bei Bedarf in Unterstützung durch die Mitarbeiter mit dem Ziel, die Jugendlichen stets zur Selbstorganisation zu befähigen.

Unsere Projekte

Aktiv mit und ohne Ball

Neben dem kontinuierlichen Ligabetrieb mit über 100 Teams und 2000 Jugendlichen pro Jahr und den zahlreichen internationalen und nationalen Turnieren veranstaltet buntkicktgut auch eine Vielzahl weiterer Projekte bei denen die Jugendlichen sich aktiv in das Projekt einbringen können und so einen maßgeblichen Beitrag zum Erfolg des Projekts beitragen.

Alle Projekte dienen immer dem Zweck die Fähigkeiten und Einstellungen der Kinder und Jugendlichen zu fördern und sie zu einer möglichst selbstständigen und offenen Partizipation an der Gesellschaft zu befähigen.

Ballartistik meets Breakdance - Die Künstler von buntkicktgut zeigen in ihrer Show eine einmalige Kombination dieser beiden Jugendstyles

Zurück geht die Projektidee auf einen Empfang und Auftritt im Garten von Schloss Bellevue 2002 als buntkicktgut durch den Bundespräsidenten Johannes Rau mit dem Integrationspreise ausgezeichnet wurde. Acht mitgereiste Jugendliche aus dem Projekt – alle aus Flüchtlingswohnheimen – zeigten vor 1100 Zuschauern und live auf Phönix ihre Balltricks. Stars waren unsere beiden Freestyle-Artisten Mentor und Xhevat aus dem Kosovo. In den folgenden Jahren konnten wir diesen beiden Jungs, damals 15 und 18 Jahre alt, mehrfach Auftritte vermitteln (Sportmesse ISPO, Vernissagen, Vereins-Sommerfeste, Stadtteilfeste u.a.), Mentor gelang es schließlich bester Freestyler Bayerns zu werden und in einem Wettbewerb von MTV in Köln unter die Top 5 Deutschlands zu gelangen. Mit Arbeit, Ausbildung und zunehmendem Alter gaben die beiden allerdings ihre Passion auf. Heute bilden vor allem Stephan Brunbauer (23), Oussman Kofia (18) und Albion Vrenezi (17) das Ballartisten-Ensemble.

Andere unserer Straßenfußball-Kinder aus den Heimen bevorzugten Break Dance – vor allem Hasudin und Hamudi (Jahrgänge 88 und 89) wuchsen schon seit ihrem 10. Lebensjahr zu einem hervorragenden Duo mit guter synchroner Choreografie. Inzwischen sind sie ein Trio mit Marco, der ursprünglich in Berlin bei den bekannten Flying Steps tanzte – alle im Alter zwischen 22 und 25 Jahren, ergänzt durch bei manchen Gelegenheiten durch die 12-jährigen Adthe und Hamzi sowie die 17-jährige Zübeyde.

Die Auftritte sind derzeit immer kombiniert, Ballartisten und Break Dancer treten bei einer Show immer im Wechsel auf. Die Elemente Ball und Break werden dabei akrobatisch-artistisch miteinander verknüpft.

Die jetzigen Künstler sind technisch hervorragend und durch ihre vielen Auftritte sehr erfahren, und fungieren so auch als Coaches für Jüngere in den Einzeldisziplinen und Kombinationen.

buntkicker

Ein Straßenfußballmagazin von Jugendlichen für Jugendliche

Idee

Der „buntkicker“ soll als ganzjährige Institution Jugendliche mit den Grundlagen redaktioneller Arbeit vertraut machen und medientechnische Kompetenzen vermitteln. Die kontinuierlich aktive Online-Redaktion soll begabte jugendliche Redakteure zur kreativen Selbstorganisation befähigen und dabei vorläufig zwei Print-Ausgaben des „buntkicker“ produzieren (Sommerausgabe zum 1. April, Winterausgabe zum 1. Okober).

Konzept

Die „buntkickgut-Redaktion“ bietet zur Zeit Jugendlichen von 10-18 Jahren die Möglichkeit, neben Fußballthemen, auch gesellschaftlich relevante Themen sowie Themen der Jugendkultur zu recherchieren und zu publizieren. Zusätzlich zum Online-Magazin „buntkicker“, der über aktuelle Ereignisse in der buntkicktgut-Liga, Veranstaltungen, Unterhaltsames und Persönlichkeiten aus der Fußball-Welt berichtet, erschien zu Beginn der Sommerliga 2011 erstmals eine Printversion. Die Jugendlichen, meist in der regulären buntkicktgut-Liga als Fußballer aktiv, treffen sich einmal wöchentlich zur Redaktionssitzung, recherchieren Themenvorschläge, präsentieren diese in der Gruppe, führen Interviews, schreiben Artikel, machen Fotos und drehen Videos bei Ligaspielen, im Training und auf Veranstaltungen.

Umsetzung

Sowohl das Onlinemagazin, wie auch die Printversion des „buntkicker“ werden konzeptionell, inhaltlich, und auch was das Layout betrifft, eigenständig von den Kindern und Jugendlichen erarbeitet. Unterstützt werden sie dabei derzeit von zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern von buntkicktgut. Um den Kindern und Jugendlichen journalistische Grundkenntnisse vermitteln zu können, sind Workshops und Coachings mit professionellen (Sport)-Journalisten und Online- und Video-Profis geplant sowie Redaktionsbesuche bei Münchner Medienhäusern. Die Kinder- und Jugendlichen sollen Grundkenntnisse in folgenden Bereichen erlangen: Recherchieren von Themen, Präsentationstechniken, Texten für Print- und Online-Medien, Produzieren von Videos, Digitalfotografie sowie Grundkenntnisse der journalistischen Darstellungsformen: Meldung, Bericht, Nachricht, Reportage, Feature, Interview und Kommentar erwerben.

Ziele

Die Kinder und Jugendlichen entdecken ihre individuellen Interessen und lernen ihre persönlichen Stärken kennen. Durch die kontinuierliche redaktionelle Arbeit verbessern sie ihre Ausdrucksfähigkeit in der deutschen Sprache und lernen innerhalb eines Teams zu präsentieren und sich argumentativ zu behaupten. Die „buntkicktgut-Redaktion“ trägt dabei auch zur beruflichen Interessensfindung der Jugendlichen bei und hilft ihnen, durch die erlernten Fähig- und Fertigkeiten ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.

FC Inter

Das Auswahlteam von buntkicktgut

Die Ursprünge des „FC Interculturale“ – der Auswahlmannschaft von buntkicktgut – gehen zurück auf das Jahr 1999. Aus Jugendlichen der interkulturellen Straßenfußball-Liga wurden für Einladungen von Vereinen oder andere spezifische Anlässe Mannschaften zusammengestellt, die stets und ohne besonderes Vorbereitungstraining eine beeindruckende Leistung auf den Plätzen zeigten und zumindest bis in den Bezirksoberliga-Bereich gleichwertige Spielpartner darstellten.

Stadtteilarbeit

Street Football Work - Intensive Betreuung von Straßenfußball-Teams auf Stadtteilebene und Fortführung des bisherigen Ansatzes unter dem Motto “Zeigt uns euer Stadion“

buntkicktgut geht mit dem Medium Straßenfußball unter anderem gezielt auf das grundsätzliche Bedürfnis von Kindern und Jugendlichen ein, die eigene Identität, Persönlichkeit, Orientierung und Integration in der Gruppe zu erfahren. Für viele Kinder und Jugendliche in Stadtgebieten mit besonderer sozialer Problemstruktur und hohem Migrantenanteil ist die Straßengruppe oft sogar die einzige oder wichtigste Orientierungsgröße, wenn sie durch das oft sozial schwierig familiäre Umfeld in ihrer Entwicklung sich überwiegend selbst überlassen sind. Dabei kann natürlich eine negative Dynamik entstehen bis hin zur problematischen Gangbildung mit den ihren Merkmalen von Gewaltbereitschaft, Sucht, Delinquenz und Desintegration.

Mit den erfolgreichen Umsetzungen und Erfahrungen der letzen Jahre in München will buntkicktgut nun verstärkt den Ansatz auch in anderen vorgeschlagenen Städten umsetzen. Hierbei wird gezielt auf jüngere Jahrgänge und die Betreuung von Straßengruppen als Straßenfußball-Teams auf Stadtteilebene gesetzt, damit auf vorhandene Angebote reagiert und dem gerade von den Kindern der Altersklassen 8 bis 12 Jahre und von Mädchen häufig geäußerten Bedarf nachgekommen. Ältere Kinder und Jugendliche sollten pädagogisch animiert und in die Lage versetzt werden, sich in den Kleingruppen kontinuierlich selbst zu organisieren und Verantwortung für die Jüngeren zu übernehmen. In einzelnen Fällen ist auch für diese Altersgruppe (13-17 Jahre) eine intensive Betreuung notwendig.

Der Plan lässt sich nur mit engagierter Leitung und Koordination vor Ort und nicht ohne externe Unterstützung mit finanziellen Mitteln umsetzen. Die Erfolge in München in den letzten Jahren nach dem Motto „Zeigt uns euer Stadion“ haben bereits gezeigt, wie groß der Bedarf und wie wichtig und präventiv wirksam die frühe Einbindung von Kindern, die häufig in ihrer Freizeit in den sozialen Brennpunkten auf sich selbst angewiesen sind, ist und wie durch die nachhaltige Projektanbindung früh positive Identifikationsmöglichkeiten, soziale Lerneffekte und Perspektivenentwicklung geschaffen werden können. Von besonderer Bedeutung ist dabei noch der Stadtteil überwindende und übergreifende Ansatz

Jahresberichte

2024

Tätigkeitsbericht buntkicktgut gGmbH final

2023

Tätigkeitsbericht buntkicktgut gGmbH final

2022

Tätigkeitsbericht buntkicktgut gGmbH final

2021

Tätigkeitsbericht buntkicktgut gGmbH final

2020

Tätigkeitsbericht buntkicktgut gGmbH final

toggle icon